02.04.2024
Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach reagiert auf Personalmangel im Verkündigungsdienst mit neuen Ideen

Um die angespannte Personalsituation im Verkündigungsdienst abzufedern, hat die Synode des Kirchenkreises Bad Salzungen-Dermbach im November letzten Jahres eine neue Aufgabe im Verkündigungsdienst auf den Weg gebracht. Vakanz-Koordinatorinnen begleiten künftig einige Gemeinden, die aufgrund des Personalmangels im Pfarrdienst zum Teil schon längere Zeit ohne pfarramtliche Versorgung sind.

Mit diesem in der Evang. Kirche in Mitteldeutschland bisher einmaligen Experiment möchte der Kirchenkreis die Ehrenamtlichen in den Gemeinden und die Pfarrerinnen und Pfarrer, die die seelsorgliche Versorgung übernommen haben, entlasten und unterstützen. Inzwischen konnten mit Tally Maat-Dijkema aus Roßdorf und Nadja Ramisch aus Bad Salzungen erfahrene Mitarbeiterinnen für diesen neuen Dienst gewonnen werden. Beide Frauen engagieren sich bereits seit vielen Jahren ehrenamtlich im Kirchenkreis und kennen die Abläufe und die Strukturen in den Kirchgemeinden.

Unterstützung für das Kirchspiel Roßdorf-Wernshausen

Tally Maat-Dijkema stammt aus Appingedam in den Niederlanden. Eigentlich könnte die 71-Jährige schon längst ihre Rente genießen, doch daran denkt sie noch lange nicht. Zusammen mit ihrem Mann hat sie das „Schloß Roßdorf“ aufwändig saniert und betreibt dort Ferienwohnungen und einen Campingplatz. Seit ihrem Umzug nach Roßdorf ist es der Niederländerin zugleich ein großes Anliegen, sich in ihrer Wahlheimat ins kirchliche Leben einzubringen. Seit über fünf Jahren ist sie stellvertretende Vorsitzende im Gemeindekirchenrat und hält als ehrenamtliche Prädikantin regelmäßig Gottesdienste. Sie ist stets zur Stelle, wenn ihre Hilfe benötigt wird. Seit das Kirchspiel Roßdorf-Wernshausen im Herbst 2023 vakant wurde, hat sich Tally Maat-Dijkema nun als Vakanzkoordinatorin stärker als nur im Ehrenamt in das kirchliche Leben vor Ort eingebracht. Für diese neue Aufgabe bringt sie umfassende Qualifikationen mit. Tally Maat-Dijkema war für mehrere Jahrzehnte an verschiedenen Grund- und Hochschulen in den Niederlanden als Religionslehrerin und Lehrerin für Sonderpädagogik tätig. Sie hat zudem eine pastoralpsychologische Ausbildung an der Universität Utrecht absolviert. Bei einem Besuch in Thüringen haben sie und ihr Mann sich so in die Rhön verliebt, dass sie schließlich 2013 ganz nach Roßdorf umgezogen sind.

In den ersten Monaten nach dem Weggang von Pfarrerin Reinhardt standen Tally Maat-Dijkema und alle anderen Haupt- und Ehrenamtlichen in den Gemeinden vor großen Herausforderungen. Natürlich wollten alle, „dass alles wie gewohnt weitergeht“, erzählt sie. Aber das ist natürlich nicht möglich. Zudem musste auch eine neue Kantorin eingearbeitet werden. „Mir ist vor allem wichtig, dass wir ein lebendiges Kirchspiel bleiben und dass wir mit allen Beteiligten in den Kirchgemeinden darüber nachdenken, wie wir uns künftig gemeinsam als Kirche präsentieren wollen“, sagt Tally Maat-Dijkema. Die Voraussetzung dafür, dass die Kirchgemeinden lebendig bleiben und weiter zusammenwachsen ist, dass sich alle Beteiligten über das organisatorische hinaus besser kennenlernen, vernetzen und gemeinsam Verantwortung übernehmen. „Für mich ist es zudem immer noch ein Nachteil, dass Deutsch nicht meine Muttersprache ist“, betont die Niederländerin. Sie bittet daher um Verständnis und ermutigt, Probleme offen anzusprechen. Sie versichert aber auch: „Ich werde mein Bestes geben!“ – und das glaubt man der lachenden und zugewandten Niederländerin sofort.

Neue Ansprechpartnerin für die vakanten Pfarrbereiche Urnshausen, Kaltennordheim und Empfertshausen

Für gleich drei vakante Pfarrbereiche trat Nadja Ramisch ihre Stelle als Vakanzkoordinatorin im Kirchenkreis an. Die 41-jährige Leimbacherin lebt mit ihrer Familie seit langem in Bad Salzungen und ist hier in der Kirchgemeinde aktiv. Sie betreut regelmäßig Kinder- und Jugendgruppen, ist seit über sechs Jahren Mitglied im Gemeindekirchenrat und gestaltet als Lektorin auch selbst regelmäßig Gottesdienste. Nach ihrer Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau diente sie zunächst einige Jahre als Soldatin bei der Bundeswehr in der Werratal-Kaserne Bad Salzungen. Im Anschluss absolvierte sie eine weitere Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten und war bei der Stadt Bad Salzungen und zuletzt im Landratsamt des Wartburgkreises tätig.

Seit einigen Wochen ist Nadja Ramisch Vakanzkoordinatorin im Pfarramt Urnshausen (mit Bernshausen, Weilar und Wiesenthal), im Pfarramt Empfertshausen (mit Andenhausen, Brunnhartshausen und Neidhartshausen) und im Pfarramt Kaltennordheim (mit Diedorf, Fischbach und Klings). Auch sie koordiniert die jeweiligen gemeindlichen Aufgaben vor Ort, leitet Sitzungen, hält Andachten und entlastet so die Pfarrerinnen und Pfarrer, die für seelsorgliche Aufgaben und Amtshandlungen in den Gemeinden zuständig sind. Ihren Dienstsitz hat Nadja Ramisch im Superintendenturbüro in Bad Salzungen, wo seit ihrem Dienstbeginn das Telefon nicht still steht und die E-Mail-Flut nicht abreißt. Aber: „Selbstverständlich bin ich nach Vereinbarung auch in den Kirchgemeinden vor Ort unterwegs“, sagt die optimistische und freundliche neue Mitarbeiterin. „Über die Begegnungen mit engagierten Gemeindegliedern freue ich mich sehr!“ Da die Stelle der Vakanzkoordinatorin ein Erprobungsraum ist, liege das Hauptaugenmerk, so Nadja Ramisch, jetzt darauf, „die genauen Zuständigkeiten in den jeweiligen Kirchgemeinden miteinander zu ordnen und Strategien für das künftige Gemeindeleben zu entwickeln.“

Einführung der Vakanzkoordinatorinnen

Tally Maat-Dijkema und Nadja Ramisch werden am kommenden Sonntag, 7. April, im Gottesdienst um 10.00 Uhr in der Stadtkirche Bad Salzungen von Superintendent Christoph Ernst als Vakanzkoordinatorinnen des Kirchenkreises in ihren Dienst eingeführt. Herzliche Einladung!